Unser neuer Sessionsorden

Unser Sessionsorden 2024/25

Unser aktueller Orden zeigt als zentrales Motiv eine stilisierte Flamme – in den zwar physikalisch falschen, aber „historisch“ richtigen Farben rot/grün. Den Heidingsfelder Stadtfarben. Die Flamme symbolisiert hier das Thema „Aufstand/Revolte und Krieg“ – denn in dieser Fasenachtssession greift unser Orden erneut das Jubiläum eines historischen Ereignisses auf (wie es zuletzt 2017/2018 mit dem Erinnern an die Stadtrechtsverleihung geschehen ist):

Die Aufstände des „Bauernkrieges“ im Jahr 1525, vor genau 500 Jahren.

Grund für die Wahl dieses Themas als Ordensmotiv war der Umstand, dass Heidingsfeld ein nicht unbedeutender Schauplatz der damaligen Geschehnisse war. Die Aufstände begannen in Franken im März 1525 im Gebiet der Reichstadt Rothenburg o.d.T – am 6. Mai erschien ein Heerzug (der sog. „Schwarze Haufen“) der „Bauern“ unter Florian Geyer in Heidingsfeld, plünderte das Kloster Paradies und nahm dann mit dem in Höchberg lagernden „Taubertäler Haufen“ des Götz von Berlichingen (zusammen etwa 15.000 Mann) und  Kämpfern aus der Stadt Würzburg an der – erfolglosen – Belagerung der Festung Marienberg teil. 

Noch nach der Niederlage bei Königshofen zogen am 04.06, etwa 5000 Aufständische von Heidingsfeld dem Heer des gegnerischen „schwäbischen Bundes“ entgegen- und wurden bei Sulzdorf geschlagen. In der Folge kapitulierte Heidingsfeld – und erlebte am 08. Juni die Hinrichtung von „Aufrührern“ auf dem Rathausplatz aufgrund eines Strafgerichts des Fürstbischofs. Was hat all dies mit der „Fasenacht“ zu tun? Auf den ersten Blick wohl nichts.

Meist lohnt sich aber ein „zweiter Blick“ oder ein Nachdenken.

Die heute „Bauerkrieg“ genannten historischen Ereignisse markieren aus aktueller Sicht den Übergang vom „Spätmittelalter“ zur „Neuzeit“ – eine Zeit großer Umbrüche. Es handelte sich um verschiedene Erhebungen, von Bürgern, Bauern und sogar des niedrigen Adels aufgrund der Probleme aus sich wandelnden sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Betrachtung der Ereignisse erfolgte meist sehr emotional – Jahrhunderte später versuchten sowohl Kommunisten („erste deutsche Revolution“) als auch Nationalsozialisten dieselben in ihrem Sinne zu interpretieren. Bestimmte so entwickelte „Narrative“ leben fort, auch weil es zu diesem spannenden Kapitel seit Jahrzehnten keine größeren neuen Forschungen gibt.  Die Niederschlagung der Erhebungen „zementierte“ jedenfalls – wohl zum Nachteil des deutschsprachigen Siedlungsraumes – die damals bestehenden Machtverhältnisse für Jahrhunderte.

Auch heute leben wir wieder in einer Zeit der „Umbrüche“ – vielleicht wird diese Zeit später einmal die „Zeit der digitalen Revolution“ genannt. Große technische und wirtschaftliche Fortschritte, sich radikal wandelnde Kommunikationswege, politische Machtverschiebungen, Kriege, Flüchtlingsströme etc. etc … und eine verunsicherte Bevölkerung die allenthalben Zweifel an bestehenden Strukturen und Ordnungen entwickelt. Gewalt ist jedoch – wie die Geschichte zeigt – kein Weg zu Klarheit, Besserung oder Forstschritt.

Der Hofnarr des Mittelalters konnte die Herrschenden auf die Probleme der Menschen hinwiesen;
Der rheinische Karneval entstand in seiner heutigen Ausprägung einst als Persiflage der als unzureichend empfundenen politischen Verhältnisse,…, nutzen wir also auch heute besser z. Bsp. die Plattform der „Fasenacht“ um auf Missstände hinzuweisen.

Doch zurück zu unserem Orden: Rechts und links der zentralen Flamme befinden sich zwei Wappenschilde in der um 1520 gebräuchlichen Form. Der linke Schild beinhaltet das Porträt des damaligen Würzburger Bürgermeisters: Tilmann Riemenschneider, der später für seine Beteiligung am Aufstand in Festungshaft genommen wurde. Der linke Schild zeigt eines der bekanntesten politischen Flugblätter aus der Zeit er „Bauernkriege“.  Zwischen beiden Schilden die Jahreszahl 1525, unter der sich unsere traditionellen Symbolfigur, das „Giemaul“ findet. Umfasst wird die Flamme von einem Zierband das die Namen des aktuellen Giemaulpaares zeigt: Christian II. und Yvonne II. – über dem Band zwei kleine Schilde mit dem „Frankenrechen“ und dem Heidingsfelder „Stadtwappen“.

Getragen wird der Orden an einer Kordel, die wiederum in „rot- grün“ gestaltet ist.

Stefan Rettner

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